Geschichte
Im Jahre 1257 wird Cerhovice erstmals in einer Urkunde, geschrieben von König Ottokar II. erwähnt, sicher ist der Ort noch älter. Nach den historischen Belegen hatte Cerhovice den Status eines Dorfmarktes.
Der Ort gehörte der Familie Sulistavs aus Trnovan fast bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. (*1)
In dieser Zeit wurde die Pfarrkirche St. Martin gebaut. Später wurde diese Kirche jedoch zerstört. Die heutige Kirche wurde im 15. Jahrhundert errichtet und später im Barockstil umgebaut. Cerhovice kam unter die Herrschaft von Zebrak und später unter die Herrschaft von Tocnik. Am 24. Februar 1516 verlieh König Vladislav II. dem Ort das Privileg, sich Stadt nennen zu dürfen. Cerhovice erhielt sein eigenes Wappen – ein goldenes Schild mit einem Hirschen im oberen Teil und einem Bären? im unteren Teil.
Das Wappen war jedoch nicht das einzige Vorrecht, das dem Ort verliehen wurde, ein weiteres Privileg war Bier brauen zu dürfen. In dieser Zeit wurden zwei Brauereien gegründet, eine davon existiert nicht mehr. Cerhovice blühte während des 16. Jahrhunderts auf. Nach dem Tode von König Vladislav II. wurden seine Burgen aufgeteilt. Unter ihnen befand sich auch die Burg Tocnik.
Cerhovice kam unter die Herrschaft von Jan aus Lobkowitz, der mit Ferdinand II am 23. April 1557 einen Vertrag abschloss. Die Änderungen im Wappen stammen höchstwahrscheinlich aus dieser Zeit. Ein Lobkowitzer Wappen, über dem ein Hirsch zwischen zwei Türmen steht. Der goldene Schild blieb noch erhalten. Die Herrschaft der Lobkowitzer in Cerhovice endete im Jahre 1595, als Bohuslav Havel aus Lobkovice starb. Ladislav von Lobkowitz, ein Gegner Kaiser Rudolf II. beteiligte sich an einem Aufstand gegen den König, der jedoch missglückte. Es gelang ihm es aus Böhmen zu flüchten, sein Besitz wurde aber konfisziert. Auf diese Weise ging die Herrschaft über Cerhovice wieder an den König über.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde in Cerhovice (1615) ein Postamt eröffnet.(*2)
Während des 30-jährigen Krieges wurde Cerhovice mehrere Male geplündert und zerstört. Cerhovice erhielt während des Krieges vom König einen weiteren Vorgesetzten( ?). Ein weiteres Privileg verringerte die Frondienstpflichten, die verarmte Stadt war im Niedergang begriffen. Eine schreckliche Pestepidemie suchte Cerhovice im Jahr 1674 heim und 4 Jahre später gab es in der Stadt eine Feuersbrunst. Am 8. Mai ? gab Kaiser Leopold I. Cerhovice neue Privilegien, nämlich den Handel mit Salz und Branntwein und das Recht im Rathaus Gericht zu halten.
Von den napoleonischen Kriegen im 18. Jahrhundert war Cerhovice nicht besonders betroffen. Von 1862 an kamen Händler nicht mehr durch die Stadt, da die Eisenbahn von Prag nach Pilsen gebaut wurde. Die Gasthöfe in Cerhovice verloren ihre Gäste. Der Markthandel ging zurück, die Poststation wurde geschlossen. Im 19. Jahrhundert sollte sich die Lage wieder ändern. Ein Luxushotel Zelezne lazn mit großen Badezimmern und Wasser aus dem örtlichen Brunnen wurde gebaut. Damals entstand auch die Brauerei Mayer, die eine Konkurrenz für die Brauerei aus dem 16.Jhd. war. Doch das schlecht laufende Hotel mit seinen Mineralbädern machte nach dem 2. Weltkrieg Pleite.
Die alte Brauerei spielte eine wichtige Rolle im Widerstand des 2. Weltkrieges. Der Besitzer der Brauerei und frühere Legionär ?en Sillinger leitete ab 1940 den Widerstand mit einem illegalen Sender. Der Sender wurde von Frantisek Peltan einem früheren Mitarbeiter der legendären 3 Könige (Balaban, Masin und Moravek) benützt. Später wurde die Organisation von der Gestapo zerschlagen. Sie griffen die Brauerei am 30 Juni 1942 an, aber Frantisek Peltan gelang es zu fliehen, aber nur für kurze Zeit. Er starb später in Prag. Sillinger tötete ein Mitglied der Gestapo und verwundete ein weiteres, beim Versuch in die Brauerei einzubrechen. Sillinger sprang durch das Fenster und rannte in Richtung Drozdov davon. Die Gestapo verwundete ihn und er wusste, dass es kein Entkommen mehr geben würde. Er erschoss sich, bevor ihn die Gestapo fassen konnte. Seine Frau Bohdana wurde später auch von der Gestapo getötet.
1945 waren in der Turnhalle und der Schule deutsche Soldaten stationiert, dazu kamen Tausende Soldaten der sogenannten Vlasova ROA ,der „Russischen Befreiungsarmee“. Sie wurden von den Amerikanern an die Russen ausgeliefert und im Sommer 1945 in die stalinistischen GULAG- Lager deportiert.
1968 rollten im Rahmen des „ Prager Frühlings“ erneut Panzer durch Cervovice, 1989 erfolgte die „friedliche Revolution“, Cerhovice versucht als selbständige Gemeinde die vielfältigen kommunalen Aufgaben zu bewältigen, damit der Ort lebensfähig und interessant für die hier wohnenden Menschen bleibt.
(*1) Im 14. Jahrhundert führte von Prag nach Nürnberg die „Goldene Straße“. Kaiser Karl IV. aus dem Haus Luxemburg reiste auf diesem Weg rund 52 mal nach Nürnberg und Frankfurt. Auch Magister Jan Hus zog 1414 durch Cerhovice nach Konstanz in den Tod. Viele Könige ( 1619 Friedrich von der Pfalz „der Winterkönig“) und Kaiser (der letzte war 1712, Karl VI.) kamen auf ihrem Weg nach Prag durch Cerhovice.
(*2) 1615 eröffnete Genaralpostmeister Freiherr Lamoral von Taxis einen Postkurs von Köln über Frankfurt, Pilsen, Cerhovice nach Prag.